Veränderungen

Als ich am 23. 1. 2012 bei meinem Radiologen die Diagnose „Brustkrebs“ bekam war mein erster Gedanke: „Jetzt kannst du dich endlich ausruhen, denn du bist schwer krank!“ Und im gleichen Moment, noch bevor ich richtig realisiert hatte, welche tiefgreifende und erschütternde Botschaft mir mein Arzt da gerade mitgeteilt hatte, wusste ich: „Irgendetwas in deinem Leben ist da ganz schön aus dem Ruder gelaufen.“
Schon seit geraumer Zeit hatte ich gespürt, dass mir die Tage zwischen den Händen zerrinnen. Ich hetzte von einem Termin zum nächsten. Entspannung war für mich ein Fremdwort geworden. Allen wollte ich es recht machen, für vieles fühlte ich mich verantwortlich und das kleine Wörtchen „Nein“, kam viel zu selten über meine Lippen. Meine Freundin hatte mich schon darauf aufmerksam gemacht, dass ich so nicht weitermachen könne und ich ich solle doch etwas mit meinen Aktivitäten zurückstecken. Ich aber glaubte, noch mehr leisten zu können und zu müssen.

Aber wie so oft hat auch mich das Leben eingebremst und ich hatte sofort gewusst und bemerkt, warum. Und was ich noch mit absoluter Gewissheit wusste war die Tatsache, dass eine gravierende Veränderung meines Lebens notwendig sein würde.
Die ersten Veränderungen brachten die Untersuchungen, die Operation und der Krankenstand mit sich, da sich mein gewohnter Tagesablauf innerhalb kurzer Zeit total gewandelt hatte.
Neben all diesen notwendigen und nicht abzuwendenden Veränderungen wusste ich, dass ich mein ganzes bisheriges Leben überdenken musste und dass eine große Lernaufgabe auf mich zukommen würde.
Es ist leicht, Altbewährtes beizubehalten, auch wenn es fordernd, anstrengend und manchmal sogar fast nicht zu bewältigen ist. Aber unser Geist ist damit vertraut und vor allem, er ist daran gewöhnt. Neues macht Angst und dein Geist sagt dir: „Es ist bis jetzt alles immer so gelaufen, du brauchst jetzt nicht alles auf den Kopf stellen und das Unterste zuoberst drehen.“
Wenn du aber so eine erschreckende Diagnose bekommst, dann hat dein Kopf nicht mehr so eine laute Stimme sondern dein Bauch beginnt mir dir zu reden. Bei mir war es jedenfalls so.

Ich wusste 100%ig, dass ganz tiefgreifende Veränderungen in meinem zukünftigen Leben notwendig sein werden, um gesund zu werden und dann auch gesund zu bleiben.

Vieles habe ich verändert, vieles habe ich von meinen Gewohnheiten weggelassen, es hat sich über Jahre hingezogen und oft bin ich auch rückfällig geworden, weil ich das, mir selbst gegebene Versprechen, vergessen hatte und weil die alten Gewohnheitsmuster sich ganz leise und heimlich wieder eingeschlichen haben.

Aber immer hatte mich meine Krankheit darauf aufmerksam gemacht, dass noch etwas zu bearbeiten sei und dass ich nicht aufhören durfte, mit dem fortzufahren, womit ich im Jahre 2012 begonnen hatte. Und oft fragte ich mich: „Machst du wohl alles richtig, veränderst du wohl genug in deinem jetzigen Leben um gesund zu werden, hast du wohl das Alte losgelassen und durch Neues ersetzt?“ Immer wieder kamen mir Zweifel und die Unsicherheit war oft tagelang meine Begleiterin.

Im Jahre 2016 ist mir dann die notwendige Veränderung gelungen und diese hat mein Leben radikal verändert. Jetzt im Nachhinein gesehen ist es ganz logisch und scheint auch so einfach zu sein, aber der Weg dorthin war ein steiniger Weg und mit sehr vielen Mühen und Hindernissen gepflastert.

Ich habe die Liebe zu mir selbst gefunden.

Dazu stehe ich und dafür trete ich auch ein. Es ist ein Grundrecht von uns Menschen, uns in erster Linie selbst zu lieben!! Diese neue  Liebe hat mein Leben wirklich in eine andere Bahn gebracht. Es ist wie mit einem Zug, der immer auf dem gleichen Geleise fährt, aber plötzlich an einer Gabelung eine andere Weiche nimmt und alles wird neu und  schön, denn er fährt durch eine noch nie gesehen Landschaft mit all ihrer Schönheit und ihrem Glanz.