2016

Das Jahr hatte mit einem großen Fragezeichen begonnen. Dabei hätte es ganz anders sein sollen. Es war seit dem Jahre 2012 das erste Jahr, in welchem die jährliche Kontrolluntersuchung im Jänner nicht mehr nötig sein sollte. Aber …. erstens kommt es anders und zweitens als man denkt!
Ich hatte schon im Dezember vergangenen Jahres bemerkt, dass sich unter meinem rechten Schlüsselbein eine Erhebung befand, die ich vorher nicht gehabt oder einfach nicht bemerkt hatte.

Da ich ein Mensch bin, der den Dingen gern auf den Grund geht- wobei „gern“ in diesem Fall nicht wirklich zutraf – bat ich um einen Ultraschall Termin bei meiner Radiologin. Und so fand ich mich am 7. Jänner 2016 in ihrer Ordination wieder. Sie ist eine ausgesprochen sympathische Frau, und ich fühle mich trotz aller Widrigkeiten meiner Erkrankung sehr wohl bei ihr.
Ich lag auf der Untersuchungsliege, sie sprach nichts und war sehr konzentriert, während sie mit dem Ultraschallgerät meine Brüste entlangfuhr…… und dann die niederschmetternde Aussage:
„Ihre Lymphknoten sind stark vergrößert und es ist  unbedingt notwendig, eine Biopsie vorzunehmen, um abzuklären, ob es sich um Brustkrebszellen in Ihren Lymphknoten handelt oder um einen eigen Tumor – Lymphom genannt.“
Ich war nicht wirklich überrascht, denn im Hinterkopf hatte ich schon solch eine Diagnose erwartet nur das mit dem Lymphom irritierte und ängstigte mich. Genügt nicht EINE Krebsart, muss es eventuell noch eine zweite sein?

Die Zeit zwischen der Ultraschalluntersuchung und der angesetzen Biopsie kommt mir jetzt im Nachhinein, wo ich dies schreibe, wie eine Zeit im Niemandsland vor. Jeden Tag wachte ich mit dem Gedanken auf, was jetzt wohl wieder auf mich zukommen würde und jeden Abend ging ich mit dem Gedanken schlafen, wie  ich den  nächste Tag wohl gut überstehen werde.
Aber bei solchen Belastungen bist du wie auf einem Fließband, auf das dich jemand hinaufgestellt hat, und du kannst nicht herunter springen. Du bist gefangen und entkommst der Situation nicht! Die Minuten vergehen, die Stunden vergehen, die Tage vergehen und dann ist es schon fast eine Erleichterung, wenn der gefürchtete Biopsietermin endlich da ist.

Im Gegensatz zur Biopsieuntersuchung im Jänner 2012, wo alle Ärzte, bevor der endgültige Befund feststand, noch meinten, dass meine Veränderung im Ultraschallbild meiner rechten Brust wahrscheinlich auf meine Brustentzündung zurückzuführen sei und dass es wahrscheinlich Narbengewebe sein wird, was ja dann definitiv nicht der Fall war, machten die Ärzte jetzt nicht so beruhigende Aussagen.  Ich hätte sie ihnen auch nicht geglaubt.
Meine nette Radiologin meinte dann eine Woche später zu mir: “ Meine Befürchtungen haben sich bestätigt und es handelt sich in Ihrem Fall um Lymphknotenmetastasen ihres Brustkrebs Es ist nun an der Zeit etwas zu unternehmen und sich in die Hände der Schulmedizin zu begeben.“

Für mich war das Wort „Metastasen“ immer ein Horrorwort und mir wäre nichts lieber gewesen, als wenn dieses Wort in meinem Leben keine Rolle spielen müsste. Auf diese Erfahrung hätte ich  gern verzichtet, aber da ich der Meinung bin, dass ich mir meine Schicksal selbst kreiere, werde ich mich wohl zu irgend einer Zeit dafür entschlossen haben, diese Geschichte auch noch kennen zu lernen, um daraus etwas zu lernen. Sei es zum eigenen Nutzen oder zum Nutzen für andere.

Anscheinend sehen es alle Schulmediziner so, auch wenn sie noch so nett und sympathisch sind und mir so kooperativ und verständnisvoll erscheinen wie im Falle meiner Radiologin, dass ich mit der Homöopathie einfach nichts Adäquates für meine Heilung gemacht habe und dass jetzt Nägel mit Köpfen gemacht werden müssen.
Auch ich war jetzt schon dieser Meinung und Überzeugung, dass die Schulmedizin jetzt die einzige Institution sein würde, durch die ich eine Chance hatte, doch noch gesund zu werden.

Ach, welch großer Irrtum!!!!! – kann ich jetzt im Nachhinein sagen. Oder vielleicht doch nicht?

Da ich ja keine allopathischen Ärzte in meiner Heimatstadt kannte, die mich die letzten 4 Jahre begleitet hätten, ich hatte mich ja nur an Homöopathen gewandt, hatte ich jetzt zu allem Überfluss auch noch den Stress:  „Wie komme ich zu einem guten Onkologen?“
Aber wie so oft in meinem Leben bekam ich eine Hilfe – diesmal von Seiten einer meiner Klientinnen. Sie ist Internistin und gut befreundet mit einer Onkologin, welche im Krankenhaus der Barmherzigen Brüder in Graz als Ärztin arbeitet. Meine Klientin besprach mit ihrer Freundin meinen Fall und ich hatte das große Glück, dass ich am 3. Februar in diesem Krankenhaus und bei der mir empfohlenen Onkologin einen Gesprächstermin bekam.

Mein Mann begleite mich, was für mich ungemein wichtig und hilfreich war, denn in solch einer Situation ist niemand gerne alleine. Wir wurden  sehr nett empfangen.  Die erste Hürde und auch Ungewissheit war schon einmal geschafft! Nach einem langen Gespräch, in welchem ich meine bisherige Kranken- und Therapiegeschichte erzählte, wurde ich gefragt, ob ich nicht gleich im Krankenhaus bleiben könne. Es sei gerade ein Bett frei und man könne schon heute mit den Untersuchungen beginnen, die für die bevorstehende Chemo- und Antikörpertherapie notwendig wären.

Jetzt war ich also doch dort gelandet, wo ich bis jetzt eigentlich nicht hin wollte. Bei der Chemotherapie!
Vorgesehen waren und angeboten wurden mir 6 Chemotherapieeinheiten im Abstand von je 3 Wochen, ansschließend Bestrahlung und dann über 2 Jahre oder länger noch eine Antikörpergabe wöchentlich.

Das Krankenhaus der Barmherzigen Brüder ist ein ausgesprochen nettes Krankenhaus, wenn man das von einem Krankenhaus überhaupt sagen kann. Ich fühlte mich vom ersten Tag an schon recht wohl dort. Das Personal und die Ärzte sind alle sehr freundlich, niemand hat mich schief angeschaut wegen meiner Einstellung zur Schulmedizin- zumindest hatte man sich mir gegenüber darüber nicht abfällig geäußert. Da habe ich auch schon andere Geschichten von betroffenen Patienten gehört.

Barmherzige Brüder

Ich fühlte mich also gut aufgehoben hier. Ganz besonders erfreut war ich, dass eine Kirche dem Krankenhaus angeschlossen ist, in welcher jeden Sonntag für alle GrazerInnen ein Gottesdienst abgehalten wird. In dieser Kirche, Barmherzigenkirche genannt, ist ein eigener Bereich für die PatientInnen des Krankenhauses abgetrennt,  welchen man nicht über die Straße sondern nur direkt vom Krankenhaus aus erreichen kann.

Während der 7 Tage meiner Voruntersuchungen für die Chemotherapie hatte ich mich oft in die Stille der Kirche zurückgezogen. Eine Statue der Heiligen Barbara ist dort aufgestellt und ich betrachtete es als gutes Omen und Vorzeichen für das, was mir bevorstand. Auch der Heilige Thaddäus hat seinen Platz gleich beim Kircheneingang. Er ist sicher kein Heiliger, den man häufig in Kirchen findet, aber für mich war er von immenser Bedeutung. Wohne ich doch in einer Straße in Graz, die seinen Namen trägt. Also schon wieder ein Zeichen!
Ich bin ein Mensch, der fast jeder Situation etwas Positives abgewinnen kann – so auch jetzt in meiner momentanen Situation.
Wenn ich sage, dass ich keine Angst gehabt hätte, dann wäre das schlichtweg gelogen. Ja, Angst war da aber nicht in der Form, dass sie mich atemlos und panisch gemacht hätte, nein! Ich hatte eher das Gefühl von Unsicherheit, was die nächste Zukunft bringen würde und natürlich,  beim Warten auf die Befunde nach den Untersuchungen, in welchen abgeklärt werden sollte, ob noch an anderen Stellen im Körper Metastasen zu finden seien, da verspürte ich schon ein sehr mulmiges Gefühl. Es lässt sich ungefähr so beschreiben, wie das Gefühl, wenn du eine Schularbeit geschrieben hast und auf das Ergebnis wartest.
Aber zum Glück und Gott/Göttin sei´s gedankt waren alle Befunde negativ.

Während ich auf den Beginn meiner Behandlungen wartete, ging ich auch oft im Klostergarten spazieren. Dem Krankenhaus ist auch ein Kloster angeschlossen. Das Zentrum dieses Gartens, der im Februar noch fast im Winterschlaf lag, ist eine Madonnenstatue. Oft drehte ich hier meine Runden und hielt Zwiesprache mit der heiligen Gottesmutter.
Aber ich musste nicht erst so schwer erkranken, um den Weg zu ihr zu finden. Sie war für mich schon seit meinem jungen Erwachsenenalter die allumfassende Mutter und die Gebete zu ihr haben mir immer Kraft gegeben.

Tagebucheintragungen 3.-10. Februar:

Alle Untersuchungen sind gemacht!
Meine Familie, meine Freunde und ganz viele von meinen KlientInnen schicken mir Botschaften und unterstützen mich durch ihre Wünsche und ihre Gedanken, meine Familie auch zusätzlich durch ihre Besuche.
Die Nacht vor der Chemo-und Antikörpertherapie war eine fast schlaflose Nacht. Ich war so aufgewühlt, wie wenn ich mir eine Kanne echten Kaffee genehmigt hätte. Dabei trinke ich seit 4 Jahren nur mehr Getreidekaffee oder koffeinfreien Kaffee.

Am 11. Februar 2016 startete dann das, was sich später kurzzeitig als das größte Desaster meines bisherigen Lebens herausstellen sollte, aber auch als die größte Chance und das größte Wachstum. Ich wusste zu diesem Zeitpunkt zum Glück noch nichts von all den Beschwernissen, sie mir bevorstehen würden, denn dann hätte ich mich vor der Zukunft wirklich gefürchtet.

Wenn ich diese Zahlen 11.2.2016 zusammenzähle, dann ergibt sich daraus die Summe 13. Diese Zahl ist für mich eine absolute Glückszahl. Ich hatte an einem 13. meine Shiatsuprüfung mit Erfolg abgelegt, mein Mann und ich hatten uns einen 13. als Hochzeitsdatum erwählt und es gäbe noch manch andere Geschichten zu dieser Zahl, die ich erzählen könnte, die jetzt aber den Rahmen sprengen würden.
So war ich voller Zuversicht und Vertrauen, und vieles ging mir in dieser fast schlaflosen Nacht vor der Chemotherapie durch den Kopf.

Chemotherapie

Tagebucheintragung: 11.2.2016     3 Uhr morgens

Ich liege nun schon seit einer Stunde wach. Ich habe gestern meine ersten Vorbereitungsmedikamente bekommen (Magenschutz und 2 Cortisontabletten gegen die Allergien, die bei der Chemo eventuell auftreten können). Das erste Mal seit 4 Jahren, dass ich wieder schulmedizinische Präparate zu mir nehme.
Von der anfänglichen Angst und Unsicherheit hat sich nun meine Empfindung gewandelt zu Vertrauen und Liebe – Liebe für alles was ist und Vertrauen, dass alles zu meinem Besten ist und dass alles gut ist.
Bis jetzt habe ich bei den Barmherzigen Brüdern immer geschlafen wie ein Baby, aber heute stehe ich vor einem Wendepunkt in meinem Leben. Das ist sicher ein Umstand, der mich ganz zu mir, zu meinem Körper und ganz in mein Inneres bringen wird. Das weiß ich und das spüre ich.
Es wird wieder, wie schon manche Male in diesen vier Jahren, eine Lernaufgabe für mich sein, diesmal wahrscheinlich die größte. Ich wünsche mir sehr, dass ich sie meistere – in erster Linie für mich selbst aber natürlich auch zum Wohle aller Wesen – so gut es geht und es sich vereinbaren lässt.
Ich habe so viele Helfer auf meinem Weg und ich bin dankbar für jeden Einzelnen.

Tagebucheintragung: 11.2.2016       vormittags

Soeben war die Visite da und zu Mittag starten sie mit meinem „Cocktail“. Wie werde ich diesen „Cocktail“ visualisieren?

Ein Saft aus Licht und Segen, der in meinen Körper rinnt und überall dorthin gelangen soll, wo er benötigt wird und Heilung bringt.
Ich spreche jeden Tag mit meinen gesunden Zellen und danke ihnen für ihre Kraft und für ihr Strahlen und ich werde ihnen auch jetzt gut zureden, zu kooperieren und die kranken Zellen mit ihrer gesunden Energie zu überschwemmen und überall dort gesunde Zellen wachsen zu lassen wo kranke Zellen sind.
Ich stelle mir das Wachstum der gesunden Zellen so vor wie das innere saftige Grün einer Farnpflanze. Und dieses Grün soll sich ausbreiten in meinem Körper und wachsen und wachsen und mir Kraft und Energie bringen.
Ich wünsche mir in der Tiefe meines Herzens, dass ich ganz gesund werde und noch viele Jahre meiner Aufgabe nachgehen kann – immer zu meinem eigenen Wohle und zum Wohle aller fühlenden Wesen.

Ich bin ganz friedlich und ich weiß, dass auch dieser Schritt jetzt der richtige ist.
Anscheinend ist es notwendig (damit sich die Not wendet), dass ich auch diese Erfahrung noch machen muss. Möge es nur bei dieser bleiben! Irgendwie ist es jetzt schon genug!
Aber ich weiß, nichts passiert ohne Sinn! Meine Seele hat irgendwann beschlossen (wahrscheinlich zu einer Zeit, als sie noch eine weitere Sicht der Dinge hatte) diese Herausforderung anzunehmen und sich den Mühen und Plagen, die diese Zeit wahrscheinlich mit sich bringen wird, zu stellen, um daraus eine oder auch mehrere Erkenntnisse zu ziehen.

Ich bin bereit und nehme mein Schicksal an! Im Moment bleibt mir sowieso nichts anderes übrig!

Ich bekomme Percepa und Herceptin – zwei Antikörper und dann noch Docetaxel – ein Zytostaticum. Die ganze Prozedur dauerte von  Mittag bis zum späten Abend. Die Ärzte greifen diese Medikamente, die in Beuteln geliefert werden, nur mit dicken Handschuhen an, weil sie so giftig sind!

Fast meine ganze Familie ist an diesem Nachmittag an meinem Bett gesessen und hat mir Beistand geleistet.
Ich fühle mich wohl eingebettet in ein Nest von Liebe und Zuneigung.

Am nächsten Tag durfte ich nach Hause gehen.
Ich war ein bisserl erschöpft und müde, ansonsten fühlte ich mich aber gut –  bis zum Tag darauf. Ich bekam Gliederschmerzen und am nächsten Tag fast unerträgliche Gelenksschmerzen. Jeden Tag kam eine neue Unpässlichkeit dazu. Mein Mund war wund, meine Schleimhäute brannten, es schmerzten nicht nur meine Gliedmaßen sondern auch meine Rippen und die Hände und Füße.

Ich war innerhalb einer halben Woche zum körperlichen und psychischen Wrack mutiert. Nicht einmal in meinen schlimmsten Träumen hätte ich mir das vorstellen können. Vor allem hatte ich immer gedacht, dass ich mit meiner positiven Einstellung alle Nebenwirkungen, über die ich im Zusammenhang mit Chemotherapie gelesen hatte, nur ganz minimal bekommen würde und gut damit umgehen würde können.
Aber so war es leider nicht.

Mein Mann sah genau so schlecht aus wie ich. Manche Menschen, die nicht wussten, dass ich an Krebs erkrankt war, hielten ihn für sehr krank. Für einen Partner ist es wahrscheinlich noch schlimmer als für die betroffene Person, da der Partner alles mit ansehen muss, nicht helfen kann und nicht weiß, wie es weitergehen wird.
Ich hatte komplett den Appetit verloren, Wasser konnte ich überhaupt nicht trinken, ich hatte einen unsagbaren Grausen davor, der Geschmack in meinem Mund war metallen und die Lebensfreude war wie weggeblasen. Ich weinte viel – vor Schmerzen und vor Verzweiflung. Und dann bekam ich Fieber.

Als man mich nach der ersten Chemotherapieeinheit nach Hause entließ,  hatte man mir eindringlich gesagt, dass ich, sollte ich über 38 Grad Fieber bekommen, sofort wieder ins Krankenhaus kommen müsse.
Ich hatte 38,2 Grad Fieber und so blieb mir nichts anderes übrig, als mich wieder ins Krankenhaus führen zu lassen. Dort legte man mich in ein Einzelzimmer und niemand durfte mein Zimmer betreten ohne sich vorher mit Schutzgewand zu „verkleiden“, um mich nicht mit irgendwelchen Keimen zu infizieren. Meine neutrophilen Leukozyten waren durch die Chemotherapie so rapide abgesunken, dass ich echt gefährdet war. Man nennt diese Krankheit „Neutrophile Leukozytopenie“.
Ich war psychisch am Ende. Man schickte mir die Krankenhauspsychologin und eine Seelsorgerin, denn ich glaube, dass sich auch das Krankenhauspersonal ernste Sorgen um mich machte.
Vor einer Woche hatten sie mich noch strahlend, gut gelaunt, zuversichtlich und vor Kraft strotzend erlebt und jetzt, 6 Tage später war ich ein Schatten meiner selbst.
Mein Mann war der einzige Besuch, der zu mir vorgelassen wurde. Er saß täglich 2 Stunden oder auch länger an meinem Krankenbett und die restliche Zeit des Tages war ich allein. Und dieses Alleinsein tat mir unendlich gut.
Viele Stunden dämmerte ich so vor mich hin und auch wenn mein Körper schwach und energielos war, mein Geist war es nicht.
Unendlich viele Gedanken gingen mir durch den Kopf.

In einer Nacht war ich bereit gewesen meinen Körper aufzugeben! Ich hatte so unsagbare Schmerzen, ich war zu schwach um mich selbst zu waschen,die Haut meiner Hände brannte und auch meine Wangen und meine Nase  waren wie verbrannt und schmerzten.
Ich spürte in dieser Nacht, dass ich an einer Schwelle stand und ich entschloss mich ganz bewusst, bereit zu sein für eine andere Dimension. Ich nahm im Geiste Abschied von meinen Lieben und was ich schon damals empfand und was ich im Nachhinein immer wieder über solche Zustände in Büchern gelesen hatte: Ich machte mir um niemanden und nichts mehr Sorgen, mir war alles egal und plötzlich war ich nur mehr für mich da. Der Kummer und die Trauer meiner Familie und meines Mannes, die sie bei meinem Tod befallen würden, berührten mich nicht. All die Anhaftungen an dieses Leben waren in dieser Nacht wie weggeblasen.

Aber, welch Wunder, das Fieber sank und so wurde ich zwei Tage später nach Hause entlassen.
Ich fasste wieder Mut, meine Zuversicht wuchs und mein Vertrauen war wieder da und auch mein Lebenswille und bis zum gewissen Grad auch meine Lebensfreude.

Auf den Tag genau, 2 Wochen nach der ersten Chemotherapieeinheit, gingen mir die Haare aus. Es ist schon ein sehr eigenartiges Gefühl, wenn du plötzlich einen Büschel Haare in der Hand hältst und du sie dir einfach so ganz leicht aus deiner Kopfhaut ziehen kannst.
Um mir diesen Stress mit herumliegenden Haaren überall in der Wohnung nicht anzutun, bat ich unseren Schwiegersohn, der einen Frisiersalon in Graz besitzt, mir meine Haare ganz abzuschneiden.
Er kam zu uns nach Hause, denn in dieser Situation braucht man einen geschüzten Rahmen. Als ich mich dann nach vollbrachter Haarentfernungshandlung im Spiegel betrachtete, rann mir eine kleine Träne über meine geschundenen Wangen.

 

In fünf Tagen sollte ich mich zur zweiten Chemotherapieeinheit wieder im Krankenhaus einfinden. Ich nützte diese Zeit bis dahin für Spaziergänge und in meinem Kopf kreiste wie ein stetiges Mantra dieser Satz:  „Das Leidensprogramm ist zu Ende – ich werde gesund.“ Und so bin ich…………..,  ich glaubte es wirklich!!

Um mich vor den gefürchteten Nebenwirkungen der Chemotherapie zu schützen und diese so minimal wie nur möglich ausfallen zu lassen, bekam ich von meiner homöopathischen Ärztin und Freundin den Rat, es mit Wasserfasten zu versuchen. Ich war sofort Feuer und Flamme. Alles hätte ich gemacht nur um nicht noch einmal solch ein Martyrium durchleben zu müssen.

Dieses Wasserfasten hat Prof. Dr. Valter Longo entwickelt und durch ganz viele Versuche an PatientInnen festgestellt, dass bei Krebspatienten nach der Chemotherapie die Nebenwirkungen  viel geringer ausfallen oder überhaupt ganz ausbleiben.

  • Man beginnt 2 Tage vor Beginn der Chemotherapie mit einem Entlastungstag (ungesalzener Reis oder gekochte Kartoffeln und Apfelkompott).  Am Abend dieses Tages, so gegen 18 Uhr, beginnt man dann mit dem Wassertrinken).
    Einen Tag vor der Chemo trinkt man, über den Tag verteilt, ca. 4 Liter Wasser, angereichert mit einer Zitronenscheibe, des besseren Geschmacks wegen und um diese Menge an Wasser auch leichter trinken zu können. Auch ungesüßter Kräutertee ist erlaubt.
    Am Tag der Chemo, so wie am Vortag, nur Wasser trinken.
    24 Stunden nach Beendigung der Chemotherapie kann man wieder damit beginnen, etwas Leichtes zu essen, zB. eine Cremesuppe.

Im Krankenhaus, als ich mich zur 2. Chemoeinheit eingefunden hatte, waren sie nicht begeistert, dass ich außer Wasser und Tee nichts zu mir nehmen wollte.
Wieder saß meine ganze Familie an meinem Krankenbett. Ich war recht optimistisch und guter Dinge und auch sehr erfreut, Unterstützung von meinen Liebsten zu bekommen.
Als ich dann am nächsten Tag nach Hause gehen durfte ging es mir gut. Und dieser Zustand sollte noch 3 Tage so bleiben. Ich war zwar schwach und erschöpft, aber ich hatte keine Schmerzen. Ich telefonierte mit meiner Homöopathin und erzählte ihr von meinem Befinden und welch großartige Sache dieses Wasserfasten sei. Ich fühlte mich in einem richtigen Glücksrausch und wollte unbedingt der ganzen Welt von dieser Wasserkur erzählen, um jeden  Krebspatienten in diesen Genuss kommen zu lassen.
Aber nach 3 Tagen war es mit dem Glück vorbei……..!

Tagebucheintragung: 29. März 2016

Eine Woche Erholung zwischen der ersten und zweiten Chemotherapieeinheit war mir gegönnt, bevor ich mich zum 2. „Cocktail“ – sehr gut eingestellt, zuversichtlich, hoffnungsfroh und auch sehr kraftvoll (obwohl oder gerade deshalb, weil ich Wasser gefastet hatte) wieder ins Krankenhaus begab.
Und trotzdem sind nach 3 Tagen die Nebenwirkungen eingefahren mit einer Wucht, dass ich nicht wusste, wie mir geschah.

Meine Handrücken und Fingerzwischenräume waren verbrannt, meine Fingerkuppen fast gefühllos und auch leicht verbrannt, verbrannte Wangen und Nasenrücken, Bläschen auf meiner haarlosen Kopfhaut besonders seitlich im Schläfenbereich und am Hinterkopf und zur Draufgabe haben sie auch noch gejuckt, bitterer Geschmack im Mund, die Zungenspitze fast taub, die Lippen gefühllos wie auch meine Zehen bis zum Vorderfußballen, die Nasenschleimhaut voll mit Krusten, Furunkel an meinen Schleimhäuten im Genitalbereich, Analfissuren so dss jeder Klogang ein kleiner Horror war. Meine Augen tränten unentwegt und der Anfang von diesem ganzen Desaster waren Knochenschmerzen und ich hatte ein Grippegefühl in meinen Gliedern.
Ungefähr eineinhalb Monate danach, zu einem Zeitpunkt, an dem ich schon Hoffnung schöpfte, weil die allerschlimmsten Symptome sich langsam zu bessern begannen, lösten sich meine Hand- und Fußnägel.

Die Anfangsbeschwerden besserten sich nach 2-3 Wochen, manche Symptome klangen erst nach 3-4 Monaten ab.

Ich muss diese Symptome so genau schildern, damit ich mir später KEINE Vorwürfe mache, weil ich mit der Chemotherapie aufgehört habe.

Ich habe seit 5 Wochen meine geliebten Enkelkinder nicht mehr gesehen, ich bin ein Schatten meiner selbst, ich habe weder Hunger noch Appetit, vor Wasser graust es mir regelrecht, auch Karottensaft, von dem ich täglich mindestens  einen halben Liter trinken soll, bringe ich nicht hinunter.
Alles ist mühsam – sehr mühsam und ich bin oft am Weinen und der Verzweiflung nahe.
Ich kann nicht mehr beten, nicht meditieren, nicht denken und auch nicht gut lesen. Das Einzige, was mich ablenkt und ein bisschen von meinem Körper wegbringt, ist das Fernsehen.
Ich habe das Gefühl, ich bin ein anderer Mensch geworden. Ich kenne mich gar nicht wieder! DAS BIN ICH NICHT!!!

Das neue Leben

So konnte mein Leben nicht sein. Das wollte ich nicht für meine Zukunft! Noch 4 Chemotherapieeinheiten würden mir bevorstehen, aber wenn ich nichts wusste, das wusste ich mit absoluter Sicherheit: Bei einer der 4 Durchgänge würde ich sterben. Mein Körper und auch meine Seele halten solchen Torturen nicht stand.

Und so fasste ich einen Entschluss, der aus der tiefsten Tiefe meines Herzens kam:

ICH BEENDETE DIE CHEMOTHERAPIE nach nur 2 Durchgängen.

Die Knoten unter meinem rechten Schlüsselbein hatten sich schon nach der 1. Therpie so verkleinert, dass ich sie nicht mehr tasten konnte. Und auf die Frage an meine Onkologin, ob nicht 2 Chemoeinheiten genügen würden, um die Knoten abzutöten, meinte sie: “ Ja, das kann schon möglich sein, aber zur Sicherheit legen wir noch ein paar Durchgänge drauf.“
Es kann ja sein, dass es für manche PatientInnen gut, hilfreich und zielführend ist, aber für mich war es das mit Sicherheit nicht!

Ich habe mir die Entscheidung nicht leicht gemacht. Es war eine Entscheidung für ein menschenwürdiges Leben, auch auf die Gefahr hin, dass ich vielleicht nur mehr ein paar Monate oder bestenfalls  noch ein paar Jahre zu leben hätte. An Heilung glaubte ich in diesem Stadium nicht mehr wirklich.
Aber ich entschied mich 100%ig für ein lebenswertes Leben und dazu, die mir noch verbleibende Zeit, in Würde verbringen zu können.

Meine Onkologin davon zu überzeugen, das war alles andere als leicht. Sie wollte mich unbedingt dazu überreden, doch weiter zu machen denn: „Ihr Krebs ist heilbar und es ist unendlich schade, wenn Sie jetzt aufgeben“.

Ich weiß, dass sie nur mein Bestes wollte und dass in ihrer Welt Heilung nur durch Chemotherapie passieren kann.
Ich saß in ihrem Sprechzimmer, wieder meinen Mann an meiner Seite, meine unendliche, unermüdliche Stütze. Meine Ärztin sah meine Verzweiflung und meinte, ich solle mir 2 Wochen Bedenkzeit geben. Für die 3. Chemoeinheit sei ich ohnehin zu schwach. Ich solle mich nach 2 Wochen bei ihr melden, denn dann trete sie ihren Urlaub an und vorher würde sie noch gerne wissen, wie ich mich entschieden hätte.

Ich las in diesen 2 Wochen zum zweiten Mal das Buch von Thomas Sautner “ Die Älteste“. Jetzt, nach all dem, was ich in den letzten Wochen durchgemacht hatte, las ich es völlig anders und konnte plötzlich die Botschaft darin erkennen.
ES WAR GENAU DAS RICHTIGE BUCH FÜR MICH ZUM RICHTIGEN ZEITPUNKT!

In diesem Buch geht es darum, dass die Krebszellen zu wenig Licht und Liebe bekommen, und dass Krebs immer dann komme, wenn etwas gehörig nicht im Lot sei.
„Der Krebs sei ein Teil von mir und ich müsse nur gut zu ihm sein, dann lasse er los. Kampf und Druck würden nach den Gesetzen des Kosmos nur Gegendruck hervorrufen – seien also unsinnig. Es gehe darum, seine niederen Aspekte anzunehmen, denn der Krebs nähre sich von meinen niederen Gedanken und Emotionen wie Neid, Hass, Eifersucht, Minderwertigkeitsgefühl und Agression.  Man solle seine niederen Aspekte annehmen und als Teil von einem selbst akzeptieren und sich mit ihnen versöhnen. Der Krebs habe schon wertvolle Arbeit geleistet, indem er alles mich Zerstörende in sich aufgenommen habe. Und danke ihm – dem Krebs – denn stell dir vor, wie viel der arme Hund von deiner Scheiße hat fressen müssen. DANKE IHM UND SCHICK IHM LIEBE UND LICHT.“
(Auszug aus dem Buch)

Und mir fiel es wie Schuppen von den Augen: Hatte ich doch endlich die Erlaubnis, meinen Krebszellen die Liebe zu geben, wie ich es schon von Anbeginn meiner Erkrankung an wollte, aber in fast jedem Buch wird dir geraten zu kämpfen, zu zerstören, zu vergasen, deine kranken Zellen in Schutt und Asche zu legen………usw.

So begann ich mir nun vorzustellen, dass ich meine Krebszellen wie einen Säugling in meine Arme lege und wiege und ich sagte meinen Krebszellen täglich, wie sehr ich sie liebe und auch wie sehr ich ihnen danke für die Erfahrung, die sie mir ermöglicht haben.
Ich redete mit den Krebszellen und schickte ihnen all meine Liebe wie auch meinen gesunden Zellen und ließ alles nur erdenkliche Licht in meinen Körper und somit auch in meine Zellen fließen.

Es ist ein ganz anderer Ansatz und er gefällt mir! Er entspricht meinem Wesen! Damit kann ich leben – viel besser als mit kämpfen und zerstören.

Mit diesem Hintergrund (ich bekam schon so oft zum richtigen Zeitpunkt die richtigen Informationen), konnte ich meiner Onkologin meine Entscheidung kundtun. Ich kaufte ein wunderschönes Billet und schrieb ihr:

Liebe Frau Dr. ……!
Seit 2 Wochen denke ich intensiv über Ihre Worte nach und ich habe Zwiesprache gehalten mit meinem Körper, mit meinem Herzen und mit meiner Seele. Und ich bin zu dem Ergebnis gekommen, dass ich diese Therapieformen  oder -form, die Sie mir angeboten haben, nicht fortführen möchte und auch nicht kann.
Ich habe beschlossen, in die Stille, die Ruhe und in die Entspannung zu gehen, mich führen zu lassen von meiner inneren Stimme und meinen Krebs als das zu akzeptieren, was er ist.
Ein Mahnmal und ein Wächter, das zu leben, was meinem Lebensplan entspricht!
Und dazu gehört nicht, meine Zellen bis aufs Äußerste zu martern und zu quälen und ihnen und somit auch mir jegliche Lebensqualität zu nehmen.
Meine Zellen sind meine Kinder und ich muss gut auf sie aufpassen. Ich habe das Leid meiner Zellen im Ausdruck meines Körpers erlebt. Die letzten 5 Wochen waren sicher die schlimmsten meines 61-jährigen Lebens und so will ich nicht leben! Und so kann ich auch nicht leben!
Ich gehe meinen Weg vertrauensvoll und ohne Furcht, ganz egal wie lange der Weg sein wird. Er soll ein kraftvoller, guter Weg sein und ich vertraue auf die Hilfe und Unterstützung von Oben.
Sie sind eine wunderbare Ärztin so wie Ihre KollegInnen auch – ich fühlte mich sehr gut betreut und angenommen bei Ihnen, aber unsere Bestimmung ist es nicht, gemeinsam auf ein Ziel zuzugehen.
Ich danke Ihnen von ganzem Herzen für Ihren Einsatz, für Ihre Bemühen und für Ihre Freundlichkeit, die Sie mir entgegengebracht haben.

ENDLICH GESCHAFFT!
Langsam lösten sich die Knoten in meinem Kopf, aber ich merkte, wie dünnhäutig ich in den letzten Wochen geworden war. Aber dünnhäutig ist ja auch gut – dringt doch alles viel schneller zur Seele vor und ins Herz.

Jetzt war ich auf mich alleine gestellt. Ich hatte mich entschieden und es gab nun keine schulmedizinischen Ärzte oder Institutionen mehr, bei denen ich meine Verantwortung abgeben konnte. Aber das hatte ich in den letzten 4 Jahren ja auch nur bedingt gemacht, obwohl im Hinterkopf war doch immer die Gewissheit vorhanden, dass mein Homöopath in der Schweiz mir weiterhelfen würde, wenn es eng werden sollte.
Ich betrat absolutes Neuland.  Ich fühlte mich unsagbar erleichtert und auch glücklich, endlich diese so schwere Entscheidung getroffen zu haben. Manche Menschen wollten mich noch umstimmen und mich zur Chemotherapie zurückbringen, aber ich versagte mir jeglichen Kontakt mit diesen Menschen. Ich brauchte keine fremden Stimmen mehr. Ich war mir absolut sicher, was ich wollte und vor allem auch, was ich nicht wollte. Ich hatte mich für das Leben entschieden mit allen Konsequenzen, die es mit sich bringen würde.
Ich hatte aber die ganz große Hoffnung, dass ich trotz der widrigen Umstände gesund werden würde.

Ich zog mich dann 3 Tage alleine in unser Almhaus zurück. Ich brauchte Zeit zum Nachdenken, zum Meditieren, zum Spüren und zum zu mir kommen. Waren doch die letzten Wochen die heftigsten meines Lebens gewesen – heftig für meinen Körper aber auch mindestens genau so heftig für meine Seele. Ich habe das Weinen meiner Seele gespürt und das werde ich nie vergessen, wie sich das anfühlt.
Als ich alleine in unserer Almstube saß, beschloss ich, aus dem Buch „Die Älteste“ eine Seite aufzuschlagen und erhoffte für mich eine Botschaft zu erhalten. Und die bekam ich und was für eine!:
„Alles, was ich wissen müsse um gesund zu werden, sei, dass mein Krebs nicht in Stein gemeisselt sei , sondern aus Energie bestehe. Und Energie sei wandelbar.“
Und auf der gleichen Seite dieses Buches steht dann auch die Therapie, welche die „Heldin“  für ihren Krebs angewendet hat, nämlich: Weihrauch und Stockschwammerl.

Da ich auf solche Zeichen höre, besorgte ich mir, als ich wieder zu Hause war,  Weihrauch als Nahrungsergänzungsmittel. Weihrauch wirkt entzündungshemmend und ist somit das perfekte Mittel, um meine Zellen daran zu hindern, durch in ihnen eventuell entstehende Entzündungen, zu Krebszellen zu entarten.
Und die Stockschwammerl sind Baumpilze und diese habe ich in Form des Reishi Pilzes als Nahrungsergänzungsmittel besorgt. Bei den Chinesen trägt der Pilz auch den Namen: “ Pilz der Unsterblichkeit“. In Japan sind Reishi Extrakte als Medikament zur Krebsbehandlung zugelassen.

Und was ich noch herauslesen konnte an der Fülle der Weisheiten in diesem Buch: „Gib deinem Krebs Liebe und Licht“.
Liebe und Licht gab ich meinen Zellen und mache es seither unermüdlich jeden Morgen und Abend, indem ich mein Dekollete, die Region um meine Schlüsselbeine,  meine Achseln und meine Brüste am Morgen mit Kokosöl eincreme, denn die Kokosnuss hat sicher unendlich viel Sonne getankt und so kann ich diese Sonne an meine Zellen weitergeben.
Und am Abend erfolgt das gleiche Procedere mit Johanniskrautöl. Die Blüten des Johanniskrautes habe ich selbst gesammelt, in Olivenöl eingelegt und für 6 Wochen auf meiner westseitigen Fensterbank stehen gebabt. Diese Blüten haben die ganze Sommersonne in sich aufgenommen und dadurch ihre Heilkräfte entwickeln können. Das Öl hat eine  wunderschöne orangerote Farbe.
Und während ich meine empfindlichen Stellen mit diesen heilenden Ölen verwöhne, sage ich schon wie ein Mantra: “ Ich gebe euch  meine Liebe und ganz viel Licht.“

Für mich war wirklich eine neue Zeit, sprich NEUZEIT, angebrochen. Ich hatte mich von meinem homöopathischen Arzt in der Schweiz verabschiedet und mir einen Homöopathen in Graz gesucht.
Dieser hat mir über die schlimmste Zeit während der Chemotherapie geholfen, einerseits durch verschiedene Globuli, andererseits durch seine Akupunktur aber ganz besonders durch seine Zuversicht und durch seinen Zuspruch. Und er stand 100%ig hinter mir und meiner Entscheidung.
Er war es auch, der mich sehr kraftvoll zurecht gewiesen hatte, als ich ihn nach anderen alternativen Heilungsmethoden befragte. Er sagte mir, dass ich mich entspannen solle, dass Entspannung für mich das Wichtigste sei und mir unendlich auf dem Weg zur Gesundung helfen werde.
Noch während er mit mir dieses Gespräch führte, spürte ich schon, dass er absolut recht hatte und dass genau das für mich lebensnotwendig sei, nämlich mich zu entspannen!
Ich befolgte seinen Rat und meine Lebensqualität hat sich merklich von Monat zu Monat immer mehr verbessert. Aber auch „entspannen“ muss gelernt werden. Da es bei mir wirklich darum ging, das Allerbeste für meine Gesundheit zu machen, war ich eine gelehrige Schülerin.

Franziskusweg:

Mein größter und sehnlichster Wunsch während der Chemotherapie war es natürlich gesund zu werden. Aber noch ein Herzenswunsch brannte mir auf der Seele. Ich wollte unbedingt den Franziskusweg gehen und im Februar und März hat es nicht so ausgesehen, wie wenn ich mir diesen Wunsch erfüllen könnte. Ja, ich wusste nicht einmal, ob das überhaupt noch möglich sein könnte in diesem meinem Leben.
Aber im Mai hatte ich mich von den Strapazen und Qualen meiner schulmedizinischen Behandlung so gut erholt, dass ich das Wagnis einging, mit meinem Mann den Franziskusweg in Angriff zu nehmen.
Wir hatten uns anhand vieler Bücher eine Route zurechtgelegt, die auch für mich machbar und gangbar sein würde. Das Pilgern mit dem Rucksack auf dem Rücken und das 14 Tage lang wäre für mich unmöglich und viel zu anstrengend gewesen. So mussten wir uns eine Strategie zurecht legen, wie wir pilgern könnten  und es uns möglich wäre, trotzdem Erholungsphasen in unsere Wanderungen einzubauen.
Unser fast 30 Jahre alter VW-Campingbus leistete uns dabei unsagbare Dienste. Wir suchten uns die schönsten Routen auf dem Franziskusweg zusammen (dieser geht von Florenz durch die toskanische und umbrische Landschaft bis nach Rom) und überlegten, welche Wanderungen wir in diesen 14 Tagen machen wollten. Wir fuhren mit unserem Bus am Morgen immer zum Ausgangspunkt einer Etappe, wanderten dann den ganzen Tag durch unbeschreiblich schöne Gegenden, besuchten Kirchen, franziskanische Klöster und malerische Städtchen, und gelangten am Abend wieder dort an, von wo wir in der Früh gestartet waren. Wir verbrachten dann die Nacht in unserem Bus und fuhren am kommenden Tag zum Startpunkt unserer nächsten Etappe.
Auf diese Weise waren unsere Rucksäcke leicht und wir brauchten uns nicht um Herbergen und ums tägliche Besorgen unseres Essens kümmern.

Wir starteten unsere Pilgerreise in La Verna. An diesem Platz hatte der Hl. Franz v. Assisi 2 Jahre vor seinem Tode die Wundmale erhalten.  Zur Zeit des hl. Franz gab es nur ein kleines Kirchlein, inmitten eines dichten Waldes, welches von ihm und seinen Helfern erbaut wurde, Santa Maria degli Angeli. Inzwischen wurde eine riesige, sehr imposante und schöne Klosteranlage hier errichtet.

Bevor wir zu unserer Pilgerreise aufbrachen, hatte uns ein sehr lieber Freund in Graz von einem Buch mit dem Titel „Du bist das Placebo“ von Dr. Joe Dispenza erzählt, von dem er sehr begeistert war. Edgar, mein Mann, ging sofort in die nächste Buchhandlung und kaufte das Buch und auch gleich eine Meditations-CD dazu. Unsere bevorstehende Reise sollte uns die Gelegenheit dazu geben, das Buch zu lesen und vor allem die Meditation zu machen.

Als wir so am kühlen Morgen in La Verna auf 1000 Meter Höhe nach dem Besuch der heiligen Messe in oben besagter Kirche wieder in unserem Bus saßen, beschlossen wir, uns die Meditations- CD „Deinen Körper auf ein neues Bewusstsein ausrichten“ von Dr. Joe Dispenza anzuhören.Mit dieser CD eröffnete sich uns eine neue Welt und eine neue Sichtweise. Es handelt sich hier um eine geführte Meditation und für mich war das der Beginn, mein Denken dahingehend zu verändern, dass ich der Schöpfer meiner Realität bin, dass ich nicht Opfer bin sondern göttlich und zu allem fähig.
Wir waren beide tief beeindruckt, saßen wir doch an solch einem  beseelten Platz und bekamen gerade vom Universum das Geschenk dieser einmaligen Meditation.

Im Laufe meiner Erkrankung gab es immer wieder Stationen, die mein bisheriges  Leben veränderten und in ihren Grundfesten erschütterten. Diese Meditation, der im Laufe der Zeit noch viele andere von Dr. Joe Dispenza folgen sollten, war auch solch ein magisches Ereignis.

Von La Verna ging es dann weiter nach Monte Casale, einer weiteren wunderschönen Klosteranlage,  und über mehrere Etappen nach Assisi. Diese mittelalterliche Stadt ist unsere absolute Lieblingsdestination. Ich glaube, im Laufe unserer gemeinsamen Jahre, haben Edgar und ich Assisi schon  mindestens fünzehn mal besucht. Wir richten es immer so ein, dass wir am späten Nachmittag Assisi erreichen. Bevor wir die Serpentinen mit unserem alten VW Bus hinauffahren (auch Assisi ist wie so viele umbrische und toskanische Städte auf einem Hügel erbaut), erfreue ich mich immer am Anblick, wenn diese Stadt mit ihren Häusern und dem imposanten Franziskusdom uns im spätnachmittäglichen Licht begrüßt, ein Licht, das alles in ein sanftes Rosa hüllt. Ach wie liebe ich diesen Anblick!

Assisi ist immer das Zentrum jeder Pilgerreise auf den Spuren des heiligen Franz. Hoch über der Stadt gibt es einen Campingplatz, den wohl schönsten Campingplatz, den ich kenne. Er bezieht seine Schönheit aus seiner Natürlichkeit und der Möglichkeit,  inmitten der Natur zu wohnen. Es gibt keine vorgegebenen Stellplätze sondern man stellt sich dorthin, wo es einem gefällt. Wir wählen immer einen Platz unter Olivenbäumen und mit Blick in die umbrische Ebene. Hier auf diesem Campingplatz hatte ich, gerade als wir uns zu unserer Tageswanderung auf den Monte Subasio aufmachen wollten, das Gefühl und die Gewissheit, dass ich gesund bin. Ich verspürte es so stark und ein schon lange nicht gekanntes Glücksgefühl erfüllte meine Seele.
Solche Momente sind einzigartig und unbeschreiblich und für die Zeit unserer Pilgerreise hielt deses Gefühl auch an.

Ich wunderte mich oft während unserer Wanderungen, wie gut und problemlos das Wandern ging. War ich doch noch vor 2 Monaten ein körperliches und auch seelisches Wrack gewesen. Der Körper ist schon wirklich ein Wunderwerk!

Nach Assisi ging es weiter Richtung Süden und jeder Tag war angefüllt mit Gehen, Denken, Meditieren und ganz viel Dankbarkeit! Dank für all das, was mir in meinem Leben geschenkt wurde. Meine wunderbare Familie, mein einzigartiger Mann, der mich durch diese Krankheit durchbegleitet und stellenweise auch durchgetragen hatte, Dank für die Freunde und auch für die Erfahrung, die ich bis jetzt machen durfte und vor allem Dank, dass ich die Kraft und auch wieder die Energie hatte, diese Pilgerreise mit all ihrer Schönheit erleben zu dürfen.

Immer wieder in diesen zwei Wochen war ein Gebet mein stiller Begleiter gewesen:

Göttin Mutter, Gott Vater
in eure Hände
sei Anfang und Ende
sei alles gelegt!
Amen

Während dieser 14 Tage, losgelöst von den Sorgen des täglichen Lebens, fühlte ich eine unbeschreibliche Ruhe, Zuversicht und Klarheit in mir, dass ich mir wünschte, dieses Empfinden möge nie mehr vergehen.

Die Zeit danach:

Wieder zu Hause angekommen, holte mich der Alltag schnell ein.
Alle sechs Wochen hatte ich einen Termin bei meinem Homöopathen. Ich freute mich immer auf diesen Termin und es tat mir sehr gut, mich eineinhalb Stunden in die Hände meines Arztes zu begeben, der so ein großes Herz hat und solch ein feiner Mensch ist, mit sehr viel Empathie und Freundlichkeit.
Ich versuchte,meinen Vorsätzen, die ich während meiner Pilgerreise gefasst hatte, treu zu bleiben. Es gelang mir oft aber nicht immer. Wäre ja auch ein Wunder. Auch Rom wurde nicht an einem Tag erbaut.
Jeder neuer Tag war ein ständiges Üben, an manchen Tagen ging es besser und an anderen wieder nicht. Aber ich konnte in meinem Wesen und auch in meinem Denken und Fühlen eine Veränderung wahrnehmen, die ich auf die häufigen Meditationen nach Dr. Joe zurückführe, die ich ja fast täglich praktizierte.

An vielen Tagen hatte ich das Gefühl, dass ich gesund werden könnte, an anderen Tagen plagten mich viele Ängste, aber ich hatte von meinem Arzt für diese Zustände als homöopathisches Mittel Arsenicum album D 12 bekommen, welches Wunder wirkte. Ich wurde ruhig und konnte meinen Ängsten mit gelassener Entspannung ins Auge sehen, bis sie dann ganz von mir abfielen ……. um nach einiger Zeit auch wieder zu kommen.

Körperlich ging es mir sehr gut und auch psychisch und emotional war ich stabil. Und wenn ich dann wieder einmal einen Einbruch erlitt und Zweifel über meine Genesung an mir nagten, dann redete mein Mann mit mir mit einer unglaublichen Engelsgeduld, beruhigte mich, zeigte mir auf, wie gut es mir in den letzten Monaten schon gegangen war, wie viel sich zum Positiven verändert hatte und gab mir immer wieder das Gefühl, nicht allein zu sein und all meinen Kummer und meine Sorgen mit ihm teilen zu können. Welch Geschenk, solch einen Menschen an meiner Seite zu haben!

Im Herbst telefonierte ich noch einmal mit meinem Homöopathen in der Schweiz. Ich bedankte mich bei ihm für seine Begleitung während meiner vier Krankheitsjahre. Er meinte dann noch zu mir: “ Als Wegbegleitung in ihre Zukunft möchte ich Ihnen noch ein Buch mitgeben: “ 9 Wege in ein krebsfreies Leben“ von Dr. Kelly A. Turner.

Ich kaufte mir dieses Buch natürlich sofort und beim Lesen eröffneten sich mir noch einmal neue Welten. Ich habe selten so ein positives, aufmunterndes und Zuversicht versprühendes Buch gelesen wie dieses. Ich kam während der Lektüre in einen Glücksrausch ähnlichen Zustand. Wenn ich am Abend im Bett lag konnte ich gar nicht einschlafen, da von so vielen Menschen in diesem Buch die Rede ist, die von ihren Ärzten zum Sterben nach Hause entlassen wurden, da keine schulmedizinsche Krebstherapie ihnen noch helfen konnte oder sie schon zu schwach waren für jegliche Chemo- oder Strahlentherapie, und die trotzdem gesund geworden sind durch Methoden, die jeder von uns auch anwenden kann und die ich zum Teil schon in diesem, meinem Bericht niedergeschrieben habe, da ich sie selbst praktizierte.
Aber jetzt las ich schwarz auf weiß, dass diese Wege Heilung versprechen und ich dachte bei mir: „Wenn es so viele Menschen geschafft haben, trotz widrigster Umstände gesund zu werden, dann wird es auch mir gelingen“.
Ich war so sehr motiviert und so voller Energie und Elan! All das,  was ich mir schon nach dem Franziskusweg vorgenommen hatte, all das, was ich schon mehr als 4 Jahre fast tagtäglich in mein Leben einbaute, bekam jetzt durch dieses wunderbare Buch wieder eine neue Tiefe und Wichtigkeit.

  • Die Vergangenheit in Dankbarkeit loslassen
  • Entspannung
  • Sonne, frische Luft und viele Spaziergänge in der Natur
  • Stress reduzieren
  • Liebe für alle Zellen und auch für die Krebszellen
  • tägliche Meditationen und Atemübungen
  • Sport
  • das ganze Ernährungsprogramm :  viel Gemüse und Obst, Vollkornprodukte, viel Wasser trinken wenig Kuhmilchprodukte, kein Zucker, kein Weißmehl…….usw. (siehe: Säulen meiner Gesundung)

Silvester 2016, Tagebucheintragung

Das Jahr geht zu Ende. Ich habe meine Vorsätze, die ich auf meiner Pilgerreise und im Herbst erneut gefasst habe, fast immer wahrgemacht. Und wenn ich mein „Gesundheitsprogramm“ durchziehe, dann sind meine Ängste weg, dann fühle ich mich gut, weil ich das mache, was für mich wichtig ist, zumindest nach meinem Empfinden. Und trotzdem habe ich mir für das Weihnachtsfrühstück eine Dinkelvollkornmohnpotitze gebacken – mein Gott war die gut!!!
Aber solche kulinarischen highlights hält mein Körper aus, das weiss ich. Ich esse sie ja mit solch einem Genuss und mit solch einer Freude und ganz ohne schlechtes Gewissen, dass es mir nicht schaden kann!

Was für ein Jahr!
Es hat so belastet begonnen und hört doch so entspannt auf. Und vor allem:
ICH LEBE NOCH!!!

Oft wusste ich nicht, welcher der nächste Schritt sein würde und immer hat sich eine Eigendynamik entwickelt und es hat sich alles gefügt.

Ich bin sehr demütig und auch dankbar für dieses Jahr, mit seinen Herausforderungen, mit seiner Lernaufgabe und mit dem Potential, welches in der Aufgabe steckte……. und natürlich, und das kann ich gar nicht oft genug sagen und ganz vehement betonen, dankbar, dass es mir so gut geht!