Bevor ich mit der Erzählung meiner Geschichte beginne, möchte ich Dir, liebe Leserin, ein paar notwendige Informationen geben. Ich wende mich bewusst an euch Frauen, und sollten auch Männer unter meinen Lesern sein (was ich doch sehr hoffe), dann bitte entschuldigt die einseitige Anrede.
Seit dem Beginn meiner Erkrankung im Jahre 2012 und meiner Heilung im Jahre 2017 liegen sechs Jahre. Du bekommst also meine Vergangenheit erzählt und ich habe schon ein paar Anläufe gemacht und dann immer wieder mit dem Schreiben aufgehört, weil ich zu sehr in die Emotionen und Empfindungen des jeweiligen Geschehens hineingefallen bin und mich während des Schreibens gefühlt habe, als wenn die Situation gerade stattfinden würde. Ich wurde dadurch innerlich so aufgewühlt, wollte ich mich doch von der belasteten Vergangenheit verabschieden und sie nicht wieder durchs Schreiben ans Tageslicht holen und präsent machen.
Da tauchte für mich jetzt die Frage auf: „Wie kann ich meine Geschichte erzählen, ohne emotional involviert zu sein.“ Nach langem Nachdenken kam mir dann plötzlich der ganz einleuchtende und auch logische Gedanke. Ich bin nicht mehr das Wesen, welches ich vor sechs Jahren war. Ich habe mich von der „Raupenbarbara“,( hatte ich ja einen dicken Kokon während meiner Erkrankung um mich gesponnen), in die „Schmetterlingsbarbara“ verwandelt. Denn am Tag meines Transformationserlebnisses spürte ich, dass dieser Kokon von mir abgefallen war.
Und so schreibe ich diese meine Krankheitsgeschichte wie jemand, der ein Geschehen von aussen betrachtet. Somit belastet mich das Erzählen nicht, sondern es ist mir ein echtes Bedürfnis, Dich an meinen Erfahrungen, meinen Erkenntnissen, meinen Zweifeln aber auch meinem unerschütterlichen Vertrauen teilhaben zu lassen.
Die Jahre 2012 bis 2017 schreibe ich in der Vergangenheit, denn meine Geschichte ist ja in der Vergangenheit passiert. Ich werde aber auch immer wieder Tipps und Erkenntnisse aus der Jetztzeit, also 2018, einfließen lassen, weil ja auch ich mich ständig weiter entwickle, dazu lerne und an keinem Tag diejenige bin, die ich am Vortag war.
Genug geredet, jetzt geht`s los!!
Wie alles begonnen hat
Am 23.Jänner 2012 saß ich bei meinem Radiologen, um den Biopsiebefund mit ihm zu besprechen. Dieser Untersuchung waren schon einige andere voran gegangen (Mammographie, Sonographie, Magnetresonanz), die mir von meiner behandelnden Ärztin dringend geraten wurden, weil ich im Jahr davor, Anfang November 2011 an einer Brustdrüsenentzündung erkrankt war.
Ich saß also im Wartezimmer und mein Kopf war ganz leer. In solch einer Situation kannst du nichts denken. Ich zumindest!! Mein Mann hatte mich zu diesem Arzttermin begleitet wie auch zu den anderen Untersuchungen davor.
Als mich mein Radiologe zu sich ins Behandlungszimmer bat, sagte er noch so zwischen Tür und Angel: „Gut, dass Sie ihren Mann mitgebracht haben“.
Und da hatte ich schon Gewissheit über den Ausgang des Gesprächs, bevor wir überhaupt begonnen hatten, miteinander zu reden. Wir saßen ihm also gegenüber, er hinter seinem Schreibtisch und wir davor, und ich kann mich noch genau an den Satz erinnern, der von einer Minute auf die andere meine ganze Welt auf den Kopf gestellt hat: „Es tut mir sehr leid, Ihnen sagen zu müssen, dass Sie an Brustkrebs erkrankt sind.“
Noch bevor das Entsetzen über diese Aussage in mein Gehirn vordrang, dachte ich bei mir: „Jetzt kannst du dich endlich ausruhen, denn du bist schwer krank!“
- Im Nachhinein gesehen (ich schreibe das ja 7 Jahre später), zeigt dieser Gedanke so deutlich, wie ausgebrannt und erschöpft mein Körper schon war und wie wenig ich die Zeichen wahrgenommen hatte, die mich schon hätten hellhörig werden lassen können.
Ich schlief schlecht. In sehr vielen Nächten wachte ich auf und lag dann grübelnd oft bis zu 2 Stunden und länger wach.
Ich war ständig krank. Jeder kleinste Schnupfen oder jede kleinste Erkältung meiner KlientInnen übertrug sich sofort auf mich. Ich erkrankte immer wieder an grippalen Infekten, begleitet von Bronchitis und Stirnhöhlenentzündungen.
Ich wollte keine Einladungen mehr annehmen, da ich mich so erschöpft fühlte, obwohl ich es mir nie eingestanden hätte. Ich funktionierte weiter und weiter und weiter und die Hilfeschreie meines Körpers habe ich einfach ignoriert und nicht wahrgenommen. Wen wundert`s dass das ganze System einmal zusammenbrechen musste. Mich wundert es jetzt im Nachhinein nicht mehr!
Ich hatte mehr Stress, als mein Körper fähig war zu ertragen und ich machte mir viel zu viele Sorgen.
Und im gleichen Atemzug, als ich mir selbst die Erlaubnis gab mich auszuruhen, kam meine Kämpfernatur zum Vorschein, die sich sagte: „Jetzt gehst du es an ,denn an Brustkrebs muss in der heutigen Zeit niemand mehr sterben.“ Obwohl dieser Gedanke durch meinen Kopf kreiste, war ich mir bewusst, dass es auch mein Todesurteil sein könnte, welches mir der Arzt gerade verkündet hatte. Wie sagte Goethe schon: „ Zwei Seelen wohnen ach! in meiner Brust.“
Die ganze Tragweite der Diagnose, die ich soeben erhalten hatte, verstand ich erst, als ich wieder im Auto saß, um nach Hause zu fahren. Diese Mitteilung legte sich wie eine dunkle Wolke um meinen Körper und auf meine Seele.
Der letzte Gedanke am Abend und der erste am Morgen waren: „Um Gottes Willen! Du hast Krebs!“
Ich begab mich zu einem Untersuchungs- und Gesprächstermin in unsere Universitätsklinik in Graz, Landeskrankenhaus genannt. Die Ärztin, die an diesem Tag Dienst hatte und der ich zugeteilt wurde, war sehr kompetent, einfühlsam und freundlich. Sie klärte mich und auch meinen Mann über die nachfolgenden Schritte auf, die notwendig sein würden: Entfernung des Tumors in der rechten Brust, anschließende Chemotherapie und danach Strahlentherapie.
Auf meine Frage, wie lange ich in Krankenstand gehen müsse und meiner Arbeit als Masseurin nicht nachgehen könne, meinte sie: „Bis zum Abschluss der Chemotherapie in einem halben Jahr werden Sie wohl nicht arbeiten können.“
Und erst jetzt fiel es mir wie Schuppen von den Augen, was die Diagnose Krebs wirklich bedeutet. Ich hatte mich vor meiner Erkrankung nie mit diesem Thema auseinander gesetzt und es bestand auch keine Notwendigkeit, da in unserer Familie niemand an Krebs erkrankt war.
Aber jetzt begriff ich, dass das ganze kein leichter Spaziergang sein würde, sondern dass ich gefordert sein würde bis zum Erträglichen und so auch mein Mann und meine ganze Familie.
Auszüge aus meinem Tagebuch, 23.1.2012
Als ich gestern die Hiobsbotschaft beim Radiologen bekam, erkannte ich glasklar, dass mein ganzes bisheriges Leben plötzlich über den Haufen geworfen ist. Was bleibt von dem übrig, was war? Bleibe ICH überhaupt übrig oder ist das der Anfang vom Ende? Eigentlich fühle ich mich zu jung dazu und paradoxer weise auch zu gesund. Das ist ja das eigenartige an der ganzen Geschichte, dass ich nichts spüre, mir tut nichts weh und trotzdem scheint etwas in meinem Inneren nicht so zu sein, wie es sein sollte. Die Gedanken kreisen ständig in meinem Kopf herum: Soll ich mich operieren lassen oder könnte es auch ohne Operation gehen? Luise Hay erkrankte auch an Krebs und verzichtete darauf, sich in ihren Körper hineinschneiden zu lassen ………. und wurde gesund.
Nach dem Gespräch bei meiner Frauenärztin ist meine Entscheidung gefallen. Sie schaute mich sprachlos an, wie wenn ich als weibliches ausserirdischen Wesen vor ihr sitzen würde, als ich sie um ihre Meinung bezüglich Operation fragte. Sie bat mich eindringlich und innbrünstig, diesen Gedanken, es ohne Operation zu schaffen, zu verwerfen und doch bitte ins Krankenhaus zu gehen und mich operieren zu lassen. Also begebe ich mich in die Hände meiner Chirurgin in der Hoffnung, dass sie ihre Arbeit gut machen wird.
Montag 30.1.
Eine Woche ist es her, dass ich von einem normalen Menschen zu einem Menschen mit einer Belastung geworden bin. Diese Woche war für mich und auch für Edgar (meinen Mann) wie ein ganzes Leben.
Wir haben so viel über die Zukunft gesprochen. Edgar saß stundenlang vor dem Computer und hat sich im Internet über die alternativen Möglichkeiten bei einer Krebserkrankung informiert. Morgen habe ich meine Besprechung im Landeskrankenhaus und ich bitte alle Engel und geistigen Helfer, dass ich eine gute Prognose habe. Ja, mein Tumor ist relativ klein, klein genug, dass er ohne vorherige Chemotherapie entfernt werden kann. Das ist schon einmal positiv. Alles weitere werde ich nach der Operation und dem histologischen Befund, der sofort angefordert wird, noch während ich auf dem Op- tisch liegen werde, erfahren.
Sonntag 5. 2.
Morgen ist es dann soweit! Ich sitze zu Hause in meinem Arbeitszimmer, die Spätwintersonne scheint mir mitten ins Gesicht- ich nehme es als gutes Zeichen für jetzt und für meine Zukunft.
Ich hatte vom Ausprechen des Unaussprechlichen jetzt zwei Wochen Zeit, mich damit auseinanderzusetzten, womit ich konfrontiert sein werde und ich bin viele Stadien durchlaufen.
Von unten nach oben habe ich die ganze Gefühlspalette durchwandert und jetzt bin ich bei einem Punkt angelangt, wo ich annehme und mir wünsche, aus meiner Krankheit Weisheit zu erfahren.
Ich werde wieder gesund, denn ich sehe mich als strahlende, kraftvolle Frau mit Augen, die wie Sterne leuchten. Aber die Krankheit scheint notwendig zu sein ( um die Not zu wenden), um mein Leben und vor allem den Umgang mit mir selbst zu überdenken. Und ich bin mit mir in der Vergangenheit denkbar schlecht umgegangen.
Ich habe jetzt eine Klarheit, Kraft und Stärke, die ich noch vor zwei Wochen nicht für möglich gehalten hätte. Bei meinem Gespräch mit meiner Freundin und Homöopathin, habe ich erst gesehen, wie sehr meine Seele geschunden und gequält war und wie wenig ich für mein Seelchen getan habe, um es zu umsorgen, zu beschützen und zu heilen.
Jetzt bekomme ich die Gelegenheit dazu und auch die Zeit, die ich mir im gesunden Zustand niemals genommen und geschenkt hätte.
Der Mensch ist schon ein eigenartiges Wesen, dass er nur lernt, wenn schon der „Hut brennt“.
Edgar ist mir eine große Hilfe, Stütze und auch ein großer Trost. Er bemüht sich mit jeder Faser seines Herzens mir beizustehen und die Veränderungen auch bei sich und in unserem gemeinsamen Leben zu vollziehen, die jetzt einfach anstehen. Denn es braucht VERÄNDERUNG. Wenn ich nichts weiß, das ist mir sonnenklar!
Mein Atem geht langsam, meine Gedanken fließen entspannter und meine Sorgen sind weg. Ich mache mir weder Sorgen um andere noch um mich, denn ich weiß: ich und alle um mich herum sind behütet und getragen von der göttlichen Liebe und eingebettet in die allumfassende Präsenz all dessen, was über uns steht.
Ich spüre meine Engel und dafür bin ich sehr dankbar.
Montag 6.2.
Seit heute morgen bin ich im Krankenhaus und es sind alle sehr nett und freundlich zu mir. Das Zimmer ist hell und ich habe ein Bett neben dem Fenster, der Vorhang lässt zwar nur wenig Aussicht zu, aber es ist trotzdem energetisch durchlässiger beim Fenster zu liegen.
Es kommt mir so unwirklich vor, was da mit mir geschieht. Ich fühle mich nicht krank und trotzdem bin ich krank- sehr sogar- so sagt es mein Befund und so sagen es die Ärzte. Ich spreche mit meinen Engeln und ich bitte sie, mir beizustehen.
Ich war schon lange nicht so ruhig in meinem Leben wie gestern und heute. Was ist da jetzt schon mit mir passiert, ohne dass ich es groß wahrgenommen habe?
Mittwoch 8.2.
Ich glaube, ich habe noch einmal eine Chance bekommen. Der Lymphknoten ist frei, ganz genau weiß ich es aber erst in einer Woche, wenn der endgültige histologische Befund da sein wird. Der Tumor ist weg, worüber ich wirklich froh bin. Jetzt kann ich neu durchstarten, bin ich doch befreit von dem, was mich zu einer schwerkranken Patientin gemacht hat. Aber sonst schaut es recht gut aus. Ich habe fast keine Schmerzen und die Ruhe und Gelassenheit, die ich vor der Operation hatte, möchte ich mein ganzes Leben lang beibehalten. Aber ich weiß, dass das nicht möglich sein wird.
Faschingdienstag. 21.2.
Es ist fast nicht zu beschreiben, was in den letzten 10 Tagen alles passiert ist. Eine emotionale Berg – und Talfahrt!
Eine Woche nach meiner Operation hat mich meine Chirurgin angerufen und mir gesagt, dass sich laut histologischem Befund restliche Krebszellen an den Operationsrändern befinden, die jetzt noch entfernt werden sollten. Anschließend dann, wenn die Wunde zur Gänze verheilt sein würde, so wie schon besprochen, Chemotherapie für ein halbes Jahr und anschließend Strahlentherapie.
Ich war geschockt, die Tränen schossen mir nur so aus den Augen, hatte ich doch nie mit so einer Möglichkeit gerechnet. Meine Narbe hatte gerade begonnen zu verheilen und jetzt wollten sie mir ein zweites Mal in diesen so sensiblen Bereich hineinschneiden.
Aber blieb mir eine Wahl? Ich fügte mich und war mit allem einverstanden. Die 2. Operation sollte am Montag stattfinden, die Narkoseuntersuchung hatte ich schon 4 Tage vorher hinter mich gebracht. Am Samstag vor meinem neuerlichen Gang ins Krankenhaus, nach einem sehr langen Gespräch mit meinem Mann und einer guten Bekannten, bei dem wir alle Möglichkeiten abwogen, die ich ausser der OP eventuell hätte, legte ich mich ins Bett, nachdem ich vorher beiden noch bekundet hatte, dass mein Entschluss fest stünde und dass mich nichts von einer neuerlichen Operation abbringen könnte. Glücklich war ich nicht mit diesem Entschluss aber ich sah für mich keinen anderen Weg.
Vor dem Einschlafen bat ich meine Engel noch um einen Traum, damit ich meine Entscheidung leichter tragen könnte.
Traum hatte ich keinen- zumindest kann ich mich an keinen erinnern- aber als ich am Morgen erwachte wusste ich glasklar und war mir 100%ig sicher, dass ich mich nicht operieren lassen werde und dass ich weder eine Chemo- noch eine Strahlentherpie machen werde.
Wie ich zu diesem Entschluss kam weiß ich nicht! Inmitten dieser Nacht- es war eine der kältesten Nächte in diesem Winter- hatte sich etwas oder jemand in meine Seele eingeschlichen und mir eine Botschaft vermittelt, so dass ich ganz plötzlich und unspektakulär wusste, was richtig für mich ist. Dieses Gefühl fühlte sich warm und leicht an, es fühlte sich so an, wie wenn es nie etwas anderes gegeben hätte für mich, und doch war es eine Kehrtwende um 180 Grad gegenüber meiner ursprünglichen Entscheidung.
Dann zog ich mir aus meinem Engeltarot eine Engelkarte mit der Bitte, dieser Engel möge mich auf diesem Weg begleiten. Und so kam der Erzengel Raphael zu mir – der Engel der Heilung! Ein Satz bei der Engelmeditation für diesen Engel lautet: „Deine Heilung hat bereits begonnen.“
Kann man eine bessere Botschaft bekommen?
Santa Croce in Orselina, Locarno
Wie konnte ich nun für meine Heilung etwas tun? Handlungsbedarf war angesagt!
Meine homöopathische Ärztin hatte mir von einer homöopathischen Krebsklinik in der Schweiz erzählt. Und diesen Weg wollte ich anstreben. Das fühlte sich gut und ganzheitlich an. Ich telefonierte mit dieser Klinik und welch Wunder……. ich bekam auf Anhieb für den 6. März einen Termin für einen 2 wöchigen, stationären Aufenthalt.
Meine Freude war unbeschreiblich und ich hatte das Empfinden, dass der Zug jetzt in Sachen Heilung zu rollen begann, obwohl es mir schon auch sehr wichtig war, dass der Tumor chirurgisch entfernt worden war. Alles weitere, was da angeblich noch in meinem Körper herumschwirren sollte, würde ich auf alternative Weise behandeln und bearbeiten.
Mein Mann begleitete mich, nicht nur auf der Reise nach Locarano, sondern er wollte auch die 2 Wochen mit mir dort verbringen. Welch Segen, solch einen liebevollen Menschen in dieser schweren Zeit an meiner Seite zu wissen.
Wir fuhren vom Spätwinter in den Frühling. Die Temperaturen in Locarno, am Lago Maggiore gelegen, waren mild und angenehm und ich bildete mir schon ein, den Frühling riechen zu können. Überall blühten Narzissen und zum Teil auch schon Tulpen, aber was mich besonders erfreute und für mich auch wieder ein Hinweis für meine bevorstehende Heilung war: Die Kamelien standen in schönster Blüte.
Jeder Garten, in den Parkanlagen und auf fast allen freien Flächen wuchsen in wunderbarer Pracht Kamelienbäume und -sträucher. Von Weiß über Hell- und Dunkelrosa bis hin zu sattem, kräftigen Rot tauchten sie Locarno und den über der Stadt liegenden Stadtteil Orselina und das in ihm befindliche Klinikarel in ein buntes Blumenmeer.
Ich liebe Blumen und so konnte ich mich fast nicht satt sehen an diesem Überfluss an Blüten. Nicht zum ersten mal war ich froh, dass ich nicht im November meine Diagnose bekommen hatte und in die Kälte, die Finsternis und in das Sterben der Natur mit meiner Erkrankung hineingehen musste, sondern dass der beginnende Frühling, das Erwachen der Natur,die Sonne und die Helligkeit meine Begleiter sein würden.
Dieser Aufbruch ins Licht machte für mich meine Krankheit erträglicher und ich sah darin auch einen Hinweis für die Zukunft!
Santa Croce in Orselina liegt in der italienischen Schweiz. Es ist ein Krankenhaus, welches aus einem linken und einem rechten Flügel besteht. Der linke Flügel ist psychisch kranke Menschen vorbehalten und wird vorwiegend von Schweizern frequentiert. Diese werden dort schulmedizinisch betreut, wobei für ihre Behandlung ein eigenes Ärzteteam zur Verfügung steht. Der rechte Flügel dieses schneeweißen Gebäudes wird von homöopathischen Ärzten geleitet, die ihre Arbeit darin sehen, Personen mit Krebskrankungen und Menschen, die an Autoimmunerkrankungen leiden, mit Hilfe von Homöopathie Heilung oder Linderung ihrer Leiden zu bringen.
In der Eingangsbroschüre, die jedem Patienten ausgehändigt wird, steht: „Durch eine kontinuierliche homöopathische Behandlung kann ein Stillstand des Tumorwachstums und im Idealfall eine komplette Heilung von Tumoren erreicht werden.“
Die meisten PatientInnen, die in Orselina stationär aufgenommen werden sind Krebskranke, die aus ganz Europa kommen.
Die Ärzte kommen zum Teil aus Italien, der Schweiz, aber viele auch aus Deutschland, so dass man als Deutschsprachiger kein Problem mit der Sprache hat, denn man bekommt für diese 2 Wochen, in denen man in der Klinik stationär aufgenommen wird seinen eigenen Arzt zugeteilt, der dann natürlich auch die gleiche Muttersprache spricht wie der Patient.
2 Wochen Aufenthalt sind vorgesehen und gewünscht, damit der behandelnde Arzt sich ein Bild über den Patienten und vor allem über die Wirkung und Verträglichkeit des homöopathischen Mittels machen kann, welches man schon am 2. Tag des Aufenthaltes verabreicht bekommt, nachdem man zuerst eine 4 – bis 6 – stündige Erstanamnese überstehen muss.
Ich wurde sehr freundlich in der Klinik aufgenommen. Schon der Anblick dieses schönen, weißen Gebäudes mit großen Magnolienbäumen vor dem Eingang und einem verwunschenen Park, ließ mein Herz höher schlagen. Für die Seele und das Gemüt ist es so wichtig, dass auch das Rundherum stimmt und so war ich doppelt erfreut, als wir mit dem Auto von Locarno die Serpentinen Richtung Orselina empor fuhren. Überall gepflegte Gärten, nette Häuser und dann wie eine Abbild aus Thomas Manns “ Der Zauberberg“, erschien die Klink auf der linken Seite.
Es gibt hier nur Einzelzimmer mit Doppelbett, die je nach der Geldtasche der Patienten größer oder kleiner angelegt sind, mit Blick auf den See und auf die Berge oder in den Park. Wer mit seinem Partner anreist, was gerne gesehen wird, teilt sich das Zimmer natürlich mit diesem, wer alleine kommt hat ein Zimmer für sich.
Das Frühstück, Mittag- und Abendessen wird im Erdgeschoß eingenommen. Das restliche Leben spielt sich in den oberen 3 Stockwerken ab. Man hat eher das Gefühl in einem Sanatorium untergebracht zu sein als in einem Krankenhaus.
Mit meinem behandelnden Arzt hatte ich schon vor meiner Anreise per Mail und Telefon Kontakt aufgenommen, musste ich ihm doch die Blutbefunde mailen und ihm einen kleinen Einblick in mein Leben geben.
Am Nachmittag meiner Ankunft hatte ich ein 4 – stündiges Gespräch mit ihm und am darauffolgenden Tag noch einmal eine 1- stündige Anamnese. Mein Arzt war sehr genau bei der Befragung und er tippte alles, was ich ihm erzählt, in sein Notebook Die Mittelwahl wird dann nicht nur von diesem einen Arzt gefunden, sondern dieser berät sich mit einem Supervisionsarzt, der jedem Patienten auch noch zur Seite gestellt ist.
Am Abend wurde mir dann mein für mich gefundenes homöopathisches Mittel überreicht und es war ein echt heiliger Augenblick. Hatte ich doch jetzt die Gewissheit, dass ich auf dem Weg der Heilung bin.
Man arbeitet hier in der Klinik mit Q-Potenzen. Dafür werden die Globuli in einer Glasflache mit Wasser angesetzt, diese Flasche wird dann 5 mal gegen eine elastische Unterlage geklopft (z. B. gegen ein Telefonbuch oder auf den Teppichboden), danach entnimmt man mit einem Plastiklöffel einen Esslöffel voll dieses Heilwassers und gibt es in einen Plastikbecher, der mit Wasser gefüllt wurde und rührt 10 mal um. Aus diesem Plastikbecher nimmt man einen Teelöffel voll in den Mund, speichelt die Flüssigkeit gut eine und behält sie einen Moment im Mund bevor man sie schluckt. Der Rest aus dem Becher wird weggeschüttet, man wäscht den Becher und die Plastiklöffel unter fließendem Wasser ab und verwendet sie wieder bei der nächsten Einnahme am darauffolgenden Tag. Die Glasflasche mit der Stammlösung wird an einem lichtgeschützten Ort aufbewahrt und darf nicht bewegt werden.
Das klingt jetzt alles recht komliziert, ich gewöhnte mich aber sehr schnell an dieses Prozedere und die tägliche Einnahme, immer abends, war ein wahrhaft gesegneter Moment.
Täglich fand eine Visite meines behandelnden Arztes statt, in welcher er sich über meine Befindlichkeit erkundigte, die Wirkung der verabreichten homöopathischen Arznei beobachtete und analysierte. Der Arzt selbst bespricht sich täglich mit dem für den Patienten zuständigen Supervisor. Nach den 2 Wochen Aufenthalt in der Klinik bekommt man alle 2 Wochen die nötigen Globuli mit der Post geschickt und man telefoniert mit seinem Arzt, am Anfang wöchentlich später dann in größeren Abständen.
Ich empfand den Aufenthalt in der Klinik Santa Croce eher wie einen Kuraufenthalt, denn nach der täglichen Visite, die immer ungefähr eine halbe Stunde dauerte, hatte ich den ganzen Tag zu meiner eigenen freien Verfügung. Da ich körperlich recht gut beisammen war, unternahmen mein Mann und ich jeden Tag Spaziergänge rund um die Klinik oder am Ufer des Lago Maggiore und in der Stadt.
Tagebucheintragung, Montag 12.3.
Heute ist herrlicher Sonnenschein und nach dem gestrigen Sonntag, wo auch in der Klinik eine ruhigere Atmosphäre herrscht als an den Wochentagen, geht alles wieder seinen gewohnten Gang.
Gleich nach dem Aufwachen mache ich meine tägliche Meditation im Bett (diese genieße ich sehr und sie tut mir auch so gut). Danach muss ich zum Blutdruck- und Pulsmessen ins Schwesternzimmer in den 3. Stock und meine Werte sind sind immer sehr gut. Ich glaube, das ist meiner vorangegangenen Meditation zuzuschreiben. Anschließend ist Frühstück und danach das tägliche Arztgespräch so gegen 9.30.
Mir geht es psychisch sehr gut, aber das ist ja kein Wunder so abgeschotet vom Rest der Welt und mit Edgar an meiner Seite, der mir jeden Wunsch von den Augen abliest.
Ganz eigenartig ist es, dass ich selten an meine Krankheit denke, obwohl ich inmitten von kranken Menschen bin. Und trotzdem beherrschen diese Gedanken nicht mehr meinen Kopf.
Ich fühle mich innerlich sehr ruhig und ausgeglichen und hoffe und wünsche mir, diesen Zustand immer beibehalten zu können, denn ich weiß, wenn mir das gelingt, dann werde und bleibe ich gesund. Das sind Wunschgedanken, bei denen ich jetzt schon ahne, dass zu Hause, eingebunden in den Alltag, die Welt ein bisschen anders ausschauen wird.
Viele Lernaufgaben werden auf mich zukommen, manche leichter zu bewältigen, andere schwerer, aber ich werde dran bleiben. Ich weiß, dass Veränderung angesagt ist und als erstes muss ich gleich einmal bei mir anfangen.
Das Frühstück hier in Santa Croce ist sehr reichhaltig und abwechslungsreich. Es gibt all das, was es auch in einem gut geführten Hotel am Frühstücksbuffet geben würde. Zusätzlich stehen aber auch eine große Schüssel mit Topfen, viele verschiedene frische und getrocknete Früchte, Nüsse, Leinsamen und Leinöl auf der Anrichte. Meine 2 Ärzte hier haben mir nahegelegt, mich an die „Krebsdiät nach Dr. Johann Budwig“ zu halten, die eben aus oben erwähntem Topfen, Leinsamen, 2 – 4 Eßlöffel Leinöl, frischen und getrockneten Früchten und Nüssen besteht.
So verabschiedete ich mich von Käsebroten und Croissant mit Marmelade und wechselte über in die gesunde Abteilung. Es fiel mir aber nicht schwer, nein, ich freute mich jeden Morgen auf diese Köstlichkeiten und konnte auch zu Hause einen Teil meiner Familie und meiner FreundInnen dafür gewinnen.
Da wir in der Klinik homöopathische Medikamente bekamen, war Kaffee ein Fremdwort hier, denn Homöopathie und Kaffee vertragen sich ganz schlecht. Als Alternative dazu gab es Getreidekaffee, der mir so gut schmeckte, dass ich auch ab sofort zu Hause nur mehr Getreidekaffee trank und noch immer trinke.
Tagebucheintragung, Freitag 16.3.
Abfahrt aus der Klinik! Ich darf zwei Tage früher abreisen, da das Wochenende ansteht. Samstag und Sonntag finden keine Visiten statt, sondern man telefoniert mit seinem Arzt.
Ich glaube, dass selten jemand aus einem „Krankenhaus“ so schwer weggeht wie ich.
Liebevolle, bereichernde Menschen die ganzen 2 Wochen lang!
Ein letzter Blick aus unserem Dachfenster in den beginnenden Morgen. Die Lichter der Häuser spiegeln sich noch im See. Die Sonne kommt von links über die Berge und lässt die Bergspitzen mit ihren Schneehauben erglitzern.
Verabschiedung von allen, letzte Besprechung bei meinem Arzt und dann gehts der Heimat zu. Vorerst aber noch ein kleiner Abstecher nach Venedig, sozusagen zum Eingewöhnen!
Ich werde mit meinem Arzt in regelmäßigen Abständen telefonieren. Auf seinen Wunsch hin habe ich eine Parameterliste meiner Befindlichkeiten, die sich bessern sollten, angelegt, Diese werde ich ihm wöchentlich mailen. Wir haben die Wertung von 10 bis 0 angesetzt. 10 ist ganz schlecht und der Idealfall wäre es, dass alles sich zur Null hin entwickelt. Denn anhand der Veränderungen über Wochen und Monate von ganz alltäglichen Dingen wie z.B. das Schlafen, die Verdauung, der psychische Zustand und noch vieles mehr, sieht der Arzt , wie und ob die Homöopathie wirkt.
Eine Weisheit hat mir mein Arzt noch auf den Weg mitgegeben. „Medicus curat, natura sanat – der Arzt heilt, die Natur macht gesund.“
Wieder zu Hause
Jetzt hatte ich fürs Erste einmal alles gemacht, was nach der Diagnose im Jänner anstand. Ich ließ mich operieren, ich hatte eine Behandlung begonnen und nun würde es an mir sein, gut auf mich zu schauen, mich nicht zu verausgaben, meine Arbeitstzeiten zu reduzieren (denn als Freiberuflerin musste ich wieder meine Arbeit aufnehmen), und ein gutes Mittelmaß für Aktivität und Entspannung zu finden.
Jetzt, 7 Jahre später kann ich sagen, dass mir dieses Vorhaben nicht immer gut gelungen ist. Sehr schnell holte mich der Alltag mit all seinen Anforderungen, Herausforderungen und Kleinigkeiten ein und so oft ich meine Vorsätze versuchte, in die Tat umzusetzten, gelang es mir nur leidlich.
Aber ich bemerkte es nicht!!
Am 1. Juni hatte ich meine erste Kontrolluntersuchung in dem Krankenhaus, in dem ich operiert wurde. Eine mir fremde Ärztin saß mir gegenüber,( gerne hätte ich mit meiner Chirurgin gesprochen), und sie stellte beim Ultraschall nur Narbengewebe fest, was in Ordnung war, da die OP ja noch nicht so lange zurück lag. Als sie mich nach 5 Minuten Behandlung entließ, gab sie mir noch den Auftrag mit auf den Weg, beim nächsten Termin im Herbst mit einem Mammographiebefund wieder zu kommen. Auf meine Frage hin, ob es nicht auch ohne Mammographie gehen würde meinte sie ganz lapidar: “ Ohne Mammographiebefund brauchen Sie überhaupt nicht kommen“!
Die Freude über den guten Ausgang meiner ersten Untersuchung wurde durch die Aussage dieser nicht sehr einfühlsamen Ärztin etwas geschmälert. Was sollte ich tun? Ich wollte unter gar keinen Umständen eine Mammographieuntersuchung meiner Brust vornehmen lassen und auch in der Schweiz hatte man mir davon dringend abgeraten. Statt dessen sollte ich meine Brust nur mit Magnetresonanz untersuchen lassen, so war die Empfehlung meiner Ärzte in Santa Croce. Jetzt war guter Rat teuer!
Aber ich genoss einmal den Sommer in vollen Zügen, ich arbeitete ein wenig im Haus und im Garten, hatte viel Freude an meinen Enkelkindern, die ich regelmäßig sah, ich schwamm viel und versuchte, mir das Leben so angenehm wie möglich zu machen. Das wurde mir auch dadurch erleichtert, da ich auf Grund meiner Diagnose für ein Jahr eine krankheitsbedingte Erwerbsunfähigkeitspension bekommen sollte. Mir fiel ein Stein vom Herzen, als dieser Bescheid in meinen Postkasten flatterte, denn als Masseurin zu arbeiten mit meiner Krankengeschichte war nicht so einfach. Beanspruchte ich doch meinen Brustmuskel und meinen ganzen Oberkörper mein Massieren sehr.
Aber noch Ende August fand ich mich bei einem Radiologen ein, um ihn um eine Überweisung für eine Magnetresonanzuntersuchung zu bitten, so wie man es mir in der Schweiz geraten hatte.
Mit einigen Widerständen von seiner Seite bekam ich die Überweisung und Anfang September sollte ich in seiner Ordination zur Besprechung des MRT- Befundes einen Termin ausmachen. Ich ging mit so felsenfester Überzeugung dort hin, dass ich nicht einmal einen kleinen Gedanken darauf verschwendete, ich könnte nicht gesund sein. Fühlte ich mich doch prächtig und hatte das absolute Vertrauen in die Homöopathie und auch das Gefühl, für mich und meine Heilung bis jetzt das Richtige gemacht zu haben.
Tagebucheintragung, Dienstag 4. September
Heute hat mich eine Nachricht aus meiner Mitte gebracht und zwar so sehr, dass ich fast neben mir stehe.
Bei der MRT- Untersuchung am 24. August wurde noch Tumorgewebe in meiner rechten Brust gefunden. Ich war nach dieser Nachricht wie vom Donner gerührt und bin seitdem nicht mehr der gleiche Mensch wie die Monate davor.
Leider hat mein geliebter und so einfühlsamer und fürsorglicher Mann meine ganze Enttäuschung abgekriegt und jeden Tag jage ich ihm ein paar Stacheln in seine Seele. Aber zu meiner Entschuldigung (und es ist eigentlich keine, denn was kann er dafür, er, der in jeder Sekunde der letzten Monate hinter mir gestanden war), kann ich nur sagen, dass ich so sehr verunsichert und enttäuscht bin und auch Angst habe. Ich weiß überhaupt nicht, wie ich weiter vorgehen soll.
Nach Meinung des Radiologen sollte ich schnellstens eine Biopsie machen lassen und er telefonierte noch in meinem Beisein mit dem Krankenhaus und vereinbarte für mich einen Biopsietermin für den 21. September.
Auf meinen Einwand hin, dass ich zu diesem Zeitpunkt meinen Sommerurlaub in Sardinien verbringen würde meinte er: “ Diesen Urlaub sollten Sie vergessen. Es gibt jetzt Wichtigeres als an einen Urlaub zu denken. Ihre Gesundheit hat Vorrang.“
Wobei ich ihm nur zustimmen kann. Aber ist eine Biopsie wirklich ein positiver Schritt für meine Gesundheit – ist das nicht eher das Gegenteil? Soll ich mir in diesen Bereich hineinstechen lassen, der nach meiner Meinung gerade in Heilung begriffen ist.
Auch wenn sich hier noch Reste von Tumorgewebe zeigen, die ja wahrscheinlich auch nach der Operation schon da waren, denn sonst hätte man mich ja nicht ein zweites Mal operieren wollen, ist eine Verletzung dieser Region nach meinem Dafürhalten nicht zielführend.
Ich muss also schon wieder eine Entscheidung treffen, ich muss auf meine innere Stimme hören, ins Vertrauen gehen und meinen Eingebungen folgen.
Ich hoffe nur, dass meine Engel und geistigen Helfer auch diesmal, wie so oft schon, mir wieder zur Seite stehen und dass ich eine Sicherheit und Klarheit in meinem Tun bekomme und mit ganzem Herzen und voller Vertrauen und Zuversicht zu einer Entscheidung komme.
Ich habe meinem Arzt in der Schweiz geschrieben und er hat mir schnell geantwortet und mir Mut gemacht und er meinte in seinem Mail:
„…………………….Eine kurzfristige Kontrolle in etwa drei Monaten wäre für mich eine zweite gangbare Variante, damit man sehen kann, wie sich das fragliche Gewebe verhält.“
Ich bin dann doch nach Sardinien gefahren, habe alles abgewogen und habe mein Herz befragt. Kann das Herz falsche Botschaften liefern? Ich glaube nicht, denn mit unserem Herzen sind wir mit dem Kosmos und dem Universum verbunden. Mit unserem Kopf nicht!
Noch bevor ich nach Sardinien abfuhr, schrieb ich meinem Radiologen eine wunderschöne Karte und bat ihn, auch wenn ich nicht den von ihm vorgeschlagenen Weg gehen könnte, möge er mir zur Seite stehen und MEINEN Weg mit mir gehen und mir für den November ein neuerliche Überweisung für eine MRT- Untersuchung geben.
Diese Bitte hat er mir in Form einer Nachricht auf mein Handy rundweg abgeschlagen. Die Botschaft erreichte mich im Urlaub und machte meine schwer erkämpfte Entspannung vor der Reise nach dem Stress der vergangenen Tage fast zur Gänze zunichte.
Tagebucheintragung, Freitag 14. September
Meine Entspannung war wirklich kurzzeitig unterbrochen, nachdem mir mein Radiologe aufs Handy gesprochen hatte. Aber nur kurzzeitig! Ich wachte am 12. September am Morgen auf und da war es wieder – das Gefühl, dass ich in der Nacht einen Hinweis bekommen hatte. Weder konnte ich mich an einen Traum erinnern noch wusste ich, was in der Nacht geschehen war, am ehesten kann ich es so deuten, dass mein „Höheres Selbst“ zu mir gesprochen hatte, denn ich erwachte mit einem völlig anderem Gemütszustand als dem, mit dem ich eingeschlafen war.
Ich war wieder vertrauensvoll, zuversichtlich, in mir ruhend, alles akzeptierend, weil ich wieder die Gewissheit hatte, dass ich gesund werde.
Oh, wie gut tat mir dieser Urlaub und zu welchen Erkennnissen war ich hier in Sardinien gekommen, – weil ich Zeit hatte, weil ich mir die Zeit nahm und weil es notwendig war.
Die schönste Zeit des Tages waren unsere Morgenmeditationen auf der Klippe, das Meer und die Sonne, die gerade aufging, vor uns.
Wir saßen schweigsam, der Horizont begann sich rötlich und golden zu färben. Der Himmel über uns war schon fast wolkenlos , nur zwei dunkle Wolken waren noch vorhanden. Als dann die Sonne, zwar noch nicht mit den Augen sichtbar aber doch schon spürbar war, begannen sich diese dunklen Wolken zu verfärben, heller und leichter zu werden und zum Ende unserer Meditation hin, hatten sie sich aufgelöst.
Ich sah die Wolken als Metapher für das, was in meiner Brust vor sich ging.
Es ist etwas da, aber das löst sich auf, nicht von einer Sekunde auf die andere, aber stetig und langsam.
Ich muss einfach Vertrauen haben. Und das habe ich!
Auch wenn ich am Morgen oft mit Zweifeln aufwachte, was meine Heilung betraf, aber nach den Meditationen, die fast eine Stunde dauerten, war ich gestärkt und gefestigt und konnte mit Zuversicht in die Zukunft blicken.
Als wir nach unserem Sardinienurlaub wieder zu Hause waren, telefonierte ich mit meinem Homöopathen in der Schweiz und klagte ihm mein Leid, weil ich nicht wusste, wie ich Ende des Jahres zu einer MRT- Untersuchung kommen könnte, ohne dass von mir vorher eine Mammographie verlangt wurde. Er meinte, er habe Kontakt zu einem Studienkollegen, der das Brustkompetenzzentrum in Linz ( Hauptstadt von Oberösterreich, ein Bundesland in Österreich, ca. 3 Stunden von meiner Heimatstadt entfert) leitet und ich solle mit ihm Kontakt aufnehmen.
Das machte ich auch und war nun ab sofort Patientin in Linz und nicht mehr in Graz. Eine etwas umständliche Vorgehensweise, musste ich für die jährlichen Kontrolluntersuchungen immer 3 Stunden mit dem Auto hin und auch 3 Stunden wieder zurück fahren, aber dafür hatte ich das Gefühl, dass mich mein behandelnder Arzt in Linz ganzheitlich sah und meine Wünsche respektierte und mit mir an einem Strang zog.
Da mein Arzt in Linz mich und meine ganze Krankengeschichte ja erst kennenlernen musste, bat er mich zu einem Gespräch ins Krankenhaus. Meine liebe Freundin nahm sich einen Tag von ihrer Arbeit frei, um mit mir zu diesem Termin zu fahren, da mein Mann beruflich verhindert war. Ich bin so sehr gesegnet mit liebevollen Menschen in meinem Leben, die mir zur Seite stehen und da sind, wenn ich sie brauche.
Ende November hatte ich dann meine MRT Untersuchung, die Anspannung war enorm, wusste ich doch nicht, ob sich in meiner Brust etwas verschlechtert hatte. Die Tage davor waren ein ständiges Auf und Ab. Öfter Auf, manchmal Ab, Tränen, Lachen, Verzweiflung, Zuversicht, Angst, Sorge, Vertrauen……. das war meine Stimmungslage.
Als ich dann vor meinem Arzt saß, (man kam mir auch diesbezüglich entgegen, dass die Befundbesprechung sofort stattfand, da man mir nicht zumuten wollte, in 2 oder 3 Tagen für die Besprechung nochmals nach Linz zu fahren), waren seine ersten Worte: „Der Befund hat sich zum August wesentlich verbessert.“
Meine Augen strahlten wie die Kerzen auf dem Christbaum und auch Edgar, meinem Mann, konnte ich die große Freude und Erleichterung ansehen. Wie waren überglücklich. Ich hätte mir keine bessere Diagnose wünschen können und ich war wieder einmal unendlich dankbar.
Dankbar, dass meine Gebete erhört wurden, dankbar allen himmlichen Helfern, aber auch sehr dankbar meiner Familie und FreundInnen, die an mich gedacht hatten und mir ihre Liebe, guten Gedanken …..und auch Engel geschickt hatten.
Ich fühlte mich wie neugeboren nach den schwierigen letzten Monaten. Schon wieder ein Leben in diesem Leben!
Es ist unbeschreiblich, wie viel Stress in den Zellen gespeichert wird, wenn man auf einen Befund oder auf eine Untersuchung wartet. Und dabei soll man Stress tunlichst vermeiden, ist er doch die Hauptursache von Krebs und vielen anderen schweren Erkrankungen.
Aber darum kam ich nicht herum. Die jährlichen Untersuchungen sollte ich machen und das wollte auch ich. Ich bin kein Mensch, der nach der Vogel Strauß Politik vorgeht und den Kopf in den Sand steckt. Ich möchte den Tatsachen ins Auge schauen, auch wenn sie noch so herausfordernd und belastend sind.
Tagebucheintragung Silvester 2012
Jetzt geht dieses Jahr zu Ende. Wenn ich sagen würde, dass ich darüber traurig bin, dann wäre es gelogen. Es war auf seine Art sicher das Jahr mit der größten Herausforderung aber auch mit dem größten Lernpotential.
Vieles habe ich in diesem Jahr verändert, vieles muss ich noch verändern, aber es geht nicht, dass alles anders wird innerhalb dieser kurzen und doch so langen Zeit. Ich bin aber auf dem besten Wege und werde es nicht müde, für meine Gesundung all das zu tun, was notwendig sein wird!